Freitag, 26. Februar 2016

WWE: Roman Reigns und das Cena-Syndrom des WWE-Fans

Es ist manchmal wirklich schwer Wrestling-Begeisterter zu sein (als Fan würde ich mich nicht bezeichnen). Die Fangemeinschaft macht es einem wirklich nicht leicht, da alle offenbar gerade nur ein Hassthema haben: Roman Reigns. Der Mann, der zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Der Nachwuchs-Star, der nun in die Cena-Lücke als Vorzeigeobjekt der WWE herhalten soll. In genau diese Rolle, so scheint es mir zumindest zu sein, wird er vom Creative-Team gedrückt. Und Reigns fühlt sich damit überhaupt nicht wohl.


Von miguel.discart - [http://assets.rollingstone.com/assets/2015/article/wwe-extreme-rules-roman-reigns-windy-city-heat-20150427/193760/medium_rect/1430142406/720x405-ER15_Photo_259-757018394.jpg, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29874336




Versteht mich nicht falsch: Er ist nicht der richtige Wrestler um das Face der Company zu sein. Da gehe ich vollkommen mit. Aber dieses strunzdumme Gehate geht mir ehrlich gesagt tierisch auf den Sack. Es ist so ein bisschen das John Cena-Syndrom, dass Reigns ereilt hat. Ich will kurz ein paar Gedanken äußern, warum ich diesen stumpfen Hass oder die Abneigung nicht teile.

Man erinnert sich vielleicht noch an den Royal Rumble 2015, den Reigns gewann, denn hier wurden ein paar grundlegende Entscheidungen getroffen, die zu Reigns heutigem Status als Big Player führten. Aber wir müssen sogar noch einen Rumble früher betrachten, also zurück ins Jahr 2014. Roman Reigns wird sehr stark präsentiert an diesem Abend. Er ist der Wrestler mit den meisten Eliminierungen in diesem Match. Gewinner ist jedoch Dave Bautista, der einige Monate später wieder(!) die WWE verlässt. Anstatt einem jungen Talent wie Reigns diese Chance zu bieten, wird ein temporär engagierter Athlet als Gewinner gekürt. Die Reaktionen richteten sich damals gegen Batista, der zudem als Heel agierte. Diese Entscheidung hatte also keine Konsequenzen. The Shield, das Lager in dem sich Reigns mit dem fantastischen Seth Rollins und dem talentierten Ambrose befand, sollte wohl noch bestehen bleiben. Alles war halb so wild. Es war aber auch der Abend an dem ein bedeutender Wrestler die Segel strich ohne sich wirklich zu verabschieden. Er ging einfach, heimlich still und leise. Die Rede ist natürlich von CM Punk. Einige Monate später konnte man seine Abrechnung in Form eines Podcasts mit Colt Cabana hören. Und obwohl sich Punk gar nicht negativ über Reigns äußerte, haben viele vermeintliche Smarks, dass zum Anlass genommen, Reigns in die entsprechende Ecke zu schieben, weil die Company ihn pushte. Hier nochmal der Ausschnitt aus dem Podcast in Video-Form:


Daran merkt man wieder einmal, dass einige Fans eins und eins nicht zusammen zählen können. Reigns ist ein Opfer des schlechten Bookings geworden und es scheint ihn auch immer wieder zu erwischen. Kein Wunder, wenn hinter dem Vorhang statt frischem Blut immer noch Leute wie Michael Hayes und Kevin Dunn ihr Unwesen treiben. Zwei Menschen, die offenbar in den 80ern und 90ern feststecken, als Wrestling teilweise noch in den Kinderschuhen steckte. Das heutige Wrestling funktioniert so nicht mehr, das zeigen übrigens auch die Zuschauerzahlen. Aber das ist ein anderes Thema.

Der Hass auf Reigns begründet sich dann im Royal Rumble von 2015, in dem zwei bis drei unglückliche Entscheidungen getroffen wurden:

1. Daniel Bryan, der Publikumsliebling schlechthin, wird äußerst unglücklich und vor allem zu früh von Bray Wyatt eliminiert um diesen stark wirken zu lassen. Nun fragt man sich wozu, denn Wyatt hat mit seiner Art schon fast allein für einen Push gesorgt. Die Fans mögen Wyatt als Heel. dafür hätte es Bryan nicht gebraucht.

2. Wrestler wie Ziggler und Ambrose wirkten zwar stark in diesem Rumble, aber dass man Kane und Big Show aus der Mottenkiste holen musste, um den Rumble am Ende hin zu strecken, war dummes Booking und hat an der Legende dieser beiden Männer ordentlich gekratzt.

3. Reigns gewinnt das Ding. Das dies eine schlechte Entscheidung war, merkt am Ende sogar der verdutzte Dwayne Johnson.

Fortan muss Reigns mit diesem Rumble als seinem ständigen unsichtbaren Begleiter die Buhrufe der Smarks ertragen, die er teilweise nicht versteht, wie er in Interviews gern sagt. Letzten Endes ist es ihm egal und das sollte es auch. Als Wrestler nimmst du jede Gelegenheit beim Schopfe im Rampenlicht zu stehen und wenn dir Vincent Kennedy McMahon sagt, dass du den Rumble gewinnen sollst, dann Herr Gott nochmal gewinnst du den gottverdammten Rumble auch. Welcher Wrestler würde denn da 'Nein' sagen?

Es ist diese geifernde Masse, die Roman Reigns in einen Topf mit John Cena wirft. Die geifernde Masse, die jene ach so glanzvolle Attitude Era zurück will, welche aber kein Mensch mit Verstand länger als ein zwei RAWs erträgt. Und es ist die geifernde Masse, die nach Punk brüllt, der sang- und klanglos gegangen ist und ich nehme ihm das nicht übel, denn wir sollten mal einen Blick auf seine Pipebomb von 2011 werfen. Das sagte er sehr entscheidende Dinge über die WWE-Fans:



Die entscheidenden Sätze:
"Hey, let me get something straight. Those of you who are cheering me right now - You are just the biggest part of me leaving than anything else. You're the Ones that are sipping out of those Collector Cups. You're the Ones, that buy those programs, that my face isnt on the cover of. And at 5 in the morning at the airport you try to shove it in my face, so you can get an autograph and try to sell it on ebay, because you're to lazy to go get a real job."

Ich verkürze: Diejenigen unter euch die mich gerade bejubeln, sind dieselben, die um 5 Uhr morgens am Flughafen stehen um ein Autogramm auf einer Tasse oder einem WWE-Programm zu bekommen, auf denen mein Gesicht nicht einmal drauf ist. Dann versucht ihrs auf Ebay loszuwerden, anstatt euch um einen richtigen Job zu bemühen. 

Es sind dieselben Fans, die Reigns jetzt ausbuhen. Wenn der Bäcker kein Brot mehr hat, brennt man die Bäckerei nieder, obwohl der Bäcker einfach kein Mehl vom Müller bekommt, weil der horrende Wucher dafür verlangt, aber was interessiert es den wütenden Mob. Hauptsache man hat jemanden vor sich, an dem man die Wut auslassen kann. Reigns ist noch nicht etabliert genug wie Cena um dergleichen auszuhalten. Das Bild wandelt sich mittlerweile, aber es zeigt wie die meisten Fans ticken. Es sind eben noch immer viele Marks darunter.




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